zum Inhalt springen

60 Jahre Leasing in Deutschland

Im Jahre 1962 wurden die ersten Leasinggesellschaften in Deutschland gegründet. Aus diesem Anlass fand am 15. März 2022 in Köln ein Symposium zum Thema „60 Jahre Leasing in Deutschland – Bedeutung des Leasings für die Unternehmensfinanzierung“ statt.

In ihrem Eröffnungsvortrag zeichnete Frau Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) die Entwicklung der Leasingbranche nach. Sie hob hervor, dass sich die Leasingbranche von jeher als Finanzierungspartner des Mittelstandes verstanden hat und betonte, dass Leasingunternehmen aufgrund ihrer Objektnähe eine besondere Bedeutung für die Stärkung der Innovationskraft der Wirtschaft haben.

Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Direktor des Forschungsinstituts für Leasing an der Universität zu Köln, ging in seinem Vortrag der Frage nach, welche Umstände dazu geführt haben, dass sich Leasing trotz anfänglicher Skepsis zu einem für viele Unternehmen unverzichtbaren Finanzierungsinstrument entwickelt hat. Aufschluss hierüber geben Befragungen von Leasingnutzern, die erstmals Ende der 60er Jahre durchgeführt wurden. Im Kern lassen sich vier Hauptgründe für die Nutzung von Leasing herauslesen: Da Leasing eine zeitlich begrenzte Nutzung von Betriebsmitteln vorgibt, ermöglicht es den Unternehmen, das Risiko einer Überalterung auf den Leasinggeber abzuwälzen. Leasing ist in der Durchführung einfacher und weniger kompliziert als der Kauf eines Gutes. Da Leasingunternehmen auch Serviceleistungen rund um das Leasingobjekt anbieten, werden die Leasingnehmer von Nebentätigkeiten entlastet. Schließlich ist auch die Abbildung von Leasingverträgen im externen Rechnungswesen einfacher als der Kauf. Da das Leasingobjekt gemäß den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften überwiegend beim Leasinggeber bilanziert, erzeugt Leasing eine Auslagerung der Anlagenbuchhaltung. Der Off-Balance-Sheet-Charakter des Leasings führt zudem dazu, dass Bilanzrelationen, wie z.B. der Verschuldungsgrad günstiger ausfallen. Derartige Bilanzrelationen fließen in die Kreditwürdigkeitsprüfung ein und sind häufig Bestandteil von Kreditvertragsklauseln. Zu den typischen Motiven für Leasing zählen auch steuerliche Motive, obwohl seit der Unternehmenssteuerreform 2008 sich kaum noch steuerliche Vorteile durch Leasing erzielen lassen. Als besonders wichtiges Motiv für Leasing wird eine liquiditätsmäßige Entlastung sowie eine Erweiterung des Finanzierungsspielraums von den Leasingnutzern angeführt. Während bisweilen die Meinung vertreten wird, dass eine vermehrte Nutzung von Leasing zu einer Reduzierung des Kreditspielraums in gleicher Höhe führe, lässt sich unter Rückgriff auf die Theorie der Kreditsicherheiten zeigen, dass Leasing tatsächlich den Finanzierungsspielraum erweitert. Dies wird auch durch empirische Arbeiten belegt.

Erstaunlich ist, dass aktuelle Umfragen keine wesentlich anderen Ergebnisse erbringen. Somit ist davon auszugehen, dass die wesentlichen Motive, die in den ver­gange­nen 60 Jahren für Leasing gesprochen haben, auch für die Zukunft Bestand haben werden. Es werden aber neue Herausforderungen auf die Branche zukommen. Diese waren unter anderem Gegenstand der nachfolgenden Podiumsdiskussion, an der Herr Prof. Dr. Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur am Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, Herrn Kai Ostermann, Vorsitzender des Vorstands Deutsche Leasing, Bad Homburg v. d. Höhe, Herr Dr. Christian Dahlheim, Vorsitzender des Vorstands, Volkswagen Financial Services, Braunschweig, und Frau Marion Schäfer, Geschäftsführende Gesellschafterin der Miller Leasing Miete GmbH, Bad Homburg v. d. Höhe, teilnahmen. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Herrn Philipp Otto, Geschäftsführer des Fritz Knapp Verlags, Frankfurt am Main.

Im Mittelpunkt der Beurteilung des gesamtwirtschaftlichen Umfeldes stand der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelöste Explosion der Energiepreise sowie die Folgen des Embargos für die Leasingunternehmen. Diskutiert wurden zudem die künftigen Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel, der zunehmenden Digitalisierung und einem veränderten Kundenverhalten ergeben.


 

1 / 4